Der Bahnbetrieb muss auch in den Wintermonaten gewährleistet sein, deshalb kommt im hohen Norden von Schweden eine Schneefräse der ZAUGG AG EGGIWIL zum Einsatz. Die Firma hat den Auftrag bekommen, zwei zusätzliche Schneefrässchleudern zu konstruieren und zu liefern. Diese verfügen an der Front über zwei unabhängige Schneefrässchleuder-Einheiten. Für einen gezielten Schneeauswurf ist jede davon mit einem verstellbaren Auswurfkamin versehen. Sie werden künftig für schneefreie und sichere Gleise sorgen.

Die vierachsige, selbstfahrende Schneefrässchleuder ZRR10000M (ZRR steht für «ZAUGG Rolba Railway», M für «MATISA») wird von zwei Caterpillar-Dieselmotoren C18. Stage V, mit je 470 kW Leistung angetrieben, die auf drei der vier Radsätze wirken. Zum Wechseln der Arbeitsrichtung lässt sich innerhalb von zwei Minuten der Oberwagen auf dem Drehkranz um 180° schwenken.

Die beiden Frässchleuderwerke lassen sich sowohl in der Höhe wie auch horizontal verschieben. Auch die Auswurfkamine können bezüglich Richtung und Wurfweite einzeln verstellt werden. Für Überführungsfahrten werden die Frässchleuderwerke ganz zusammengefahren und knapp über der Schienenoberkante positioniert, so dass sie das schwedische Lichtraumprofil einhalten. Diverse Stellungen der Fräswerke lassen sich über programmierbare Drucktasten direkt aufrufen. Im Vergleich zu fest installierten Frässchleuderwerken mit ausfahrbaren Leitblechen, lässt sich mit verstellbaren Frässchleuderwerken die Strecke schneller und mit weniger Antriebskraft räumen.

Am hinteren Teil des Oberwagens ist ein hydraulisch verstellbarer Spurpflug montiert. Dieser lässt sich aus dem Führerstand in der Höhe verstellen, in der Räumrichtung nach links und rechts schwenken oder keilförmig nach vorne ausrichten. Zum Gewichtsausgleich befinden sich die beiden Motoren zuhinterst im Oberwagen und der Dieseltank in der Fahrzeugmitte. Ein zusätzlicher Hilfsdieselmotor, oder wahlweise eine stationäre Energieversorgung, lassen den Betrieb der Nebenaggregate sowie das Abtauen und Aufheizen der Schneefräse zu.

Die Führerkabine mit den Elektronikschränken ist gefedert und gedämpft auf dem Oberwagen gelagert, wodurch es in der Kabine auch während des Fräsens erstaunlich ruhig bleibt. Zwei übersichtliche, identisch ausgerüstete Arbeitsplätze bieten eine gute Sicht nach vorne. In der Regel ist der eine Bediener für das Fahren, der andere für das Fräsen zuständig, wobei die Rollen jederzeit gewechselt werden können. Um die ZAUGG-Schneefrässchleuder fahren zu können, muss einer der Fahrzeugführer vor der Abfahrt in einen elektronischen Alkoholtester blasen. Für mehr Personalkomfort sorgen zudem ein Tisch mit zwei an der Seitenwand befestigten Klappsitzen, ein Kühlschrank, ein Mikrowellenofen und eine Kaffeemaschine.

Die Bahn-Schneefrässchleuder auf der Erzbahn hat sich nach der Inbetriebnahme bewährt, so dass das schwedische Verkehrsamt eine zweite Maschine bestellt hat. Im Januar 2019 bekam die Firma ZAUGG AG EGGIWIL den Auftrag, eine weitere, selbstfahrende Schneefrässchleuder für Trafikveket in Schweden zu bauen. Dieses Projekt benötigte diverse Anpassungen zur ersten Maschine, die in 2016 vom Kunden übernommen wurde. In der Zwischenzeit gab zahlreiche zusätzlichen Anforderungen aufgrund neuer und aktualisierter Normen, sowie erforderliche Verbesserungen in Bezug auf die erste Maschine. Die Techniker bei ZAUGG AG EGGIWIL begannen mit der Konstruktion im Mai 2019 und leisteten bis Ende September circa 3 000 Stunden Arbeit. Die Maschine kam im Oktober 2020 in Mittelschweden an und wird in Duved, westlich von Åre, auf der Mittbanan stationiert.

Diese Maschine wurde mit neuer Software, neuen Sicherheitssystemen und vor allem mit ETCS-Ausrüstung (European Train Control System) ausgerüstet, damit sie mit dem Signalisierungssystem ERTMS (European Rail Traffic Management System) verwendet werden kann. Eine weitere Optimierung ist, dass die Schneefräsen zum Schneiden von überhängendem Schnee heruntergeklappt werden können. Auch die zweite Bahn-Schneefrässchleuder überzeugte vollumfänglich, worauf das schwedische Verkehrsamt im Juni 2020 eine dritte Maschine bestellt hat. Diese sollte ab der Wintersaison 2021 / 22 zum Einsatz kommen. Die Maschinen wird im Dezember 2021 nach Schweden geliefert und 200 Stunden auf Herz und Nieren getestet, bis sie danach zusammen mit den Vorgängermodellen für schneefreie und sichere Gleise sorgen wird.

TECHNISCHE DATEN
Drehzapfenabstand: 7 790 mm
Drehgestellachsstand: 1 800 mm
Länge über alles: 16’470 mm
Betriebsgewicht 71 t
Gewicht Oberwagen: 47 t
Gewicht Unterwagen: 20 t
Dieselöltank: 3000 l
Minimaler Kurvenradius: 90 m
Schneeräumleistung: 7500 t/h
Höchstgeschwindigkeit:
• selbstfahrend: 80 km / h
• Fräsbetrieb: 20 km / h
• geschleppt: 100 km / h
Einsatztemperatur: – 40 °C bis + 35°C
Spurweite: 1 435 mm

www.zaugg.swiss